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Miteinander in Hessen

Digitale Teilhabe – Interview Di@-Lotsen-Stützpunkt Frankfurt

Stützpunkt

Frankfurt, Malteser Hilfsdienst e.V. & Stadtbücherei

Interview

Was hat Sie dazu bewegt, Di@-Lotsin oder Di@-Lotse zu werden?

Das Café Digital haben wir im September 2022 anlässlich der Aktionswochen Älterwerden in
Frankfurt erstmalig angeboten und aufgrund der hohen positiven Resonanz im März 2023
verstetigt. Unser Beratungsangebot für Seniorinnen und Senioren bestand damit schon, bevor wir auf die Initiative „Digital im Alter“ und die Di@-Lotsinnen und Lotsen aufmerksam wurden.
Zu unserer Bewerbung als digitaler Stützpunkt hat uns die Ganzheitlichkeit dieser wichtigen
Initiative bewegt. Diese besteht in der Unterstützung, die die Di@-Lotsinnen und die Di@-Lotsen in Form von Wissensaustausch und Weiterbildung, Vernetzung und auch finanzieller Starthilfe erfahren.
„Digital im Alter“ schafft eine tragende Rahmenstruktur, um sich vor Ort für die digitale Teilhabe
von Senior:innen engagieren und dabei den Fokus auf den Menschen legen zu können.
Wir wollten gerne Teil dieser besonderen Gemeinschaft sein, unsere Erfahrungen und unser
Wissen mit anderen teilen, voneinander lernen, uns und unser Angebot weiterentwickeln und
gemeinsam die Awareness für das wichtige Thema der digitalen Teilhabe älterer Menschen
stärken.

Welche persönlichen oder beruflichen Erfahrungen bringen Sie in diese Rolle ein?

Die Malteser Frankfurt sind mit ihren vielfältigen Seniorendiensten eine unverzichtbare und
kompetente Anlaufstelle in unserer Stadt. Sie sind mit der Lebensrealität älterer Menschen in
der analogen und digitalen Welt bestens vertraut und für die unterschiedlichen Bedarfe sowie
Herausforderungen sensibilisiert. Die Ehrenamtlichen bringen dabei ganz unterschiedliche
persönliche und berufliche Erfahrungen in ihre Rolle als Di@-Lotsinnen und Lotsen ein. Diese können
sich auf ganz praktischer Ebene, wie zum Beispiel der Berufserfahrung im IT-Bereich, oder
auf der Metaebene, wie zum Beispiel der Kommunikation und Erwachsenenbildung, bewegen.
In der Stadtbücherei Frankfurt stehen unsere Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt unseres Denkens und Handels. Dazu gehören auch die Frankfurter Seniorinnen und Senioren. Wir gestalten die digitale
Transformation und erweitern unseren Bildungsauftrag in Zusammenarbeit mit starken
Kooperationspartnerinnen und Partnern, wie den Maltesern Frankfurt. Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Bibliotheken unterstützen tagtäglich ältere Menschen bei verschiedensten Fragen und
Herausforderungen. Wir sichern Zugang zu Wissen und Informationen in allen Lebensphasen
und sind ein demokratischer Ort der Vielfalt, Integration, Teilhabe und Beteiligung.
Gemeinsam schaffen die Malteser Frankfurt und die Stadtbücherei Frankfurt mit dem Café
Digital einen offenen Raum der Begegnung, reduzieren Einsamkeit und machen digitale
Bildung und Teilhabe erfahrbar.

Welche digitalen Themen oder Geräte behandeln Sie häufig mit den Seniorinnen und
Senioren?

Der Großteil der Beratungsgespräche behandelt den Umgang mit dem eigenen Smartphone
oder Tablet, teilweise bringen die Seniorinnen und Senioren aber auch ihren Laptop oder andere Geräte mit in die Sprechstunde. Ein Schwerpunkt der Fragen liegt dabei ganz eindeutig auf der digitalen
Kommunikation, zum Beispiel mit Messenger-Apps oder via E-Mail, um mit Familie und
Freundinnen und Freunden in Kontakt zu bleiben. Ein weiterer Fokus betrifft digitale Bilder und wie diese mit anderen geteilt – oder umgekehrt – wie diese aus Chats heruntergeladen und ausgedruckt
werden können. Aber auch verschiedene andere Apps und Anwendungen, die im Alltag
nützlich sein können, spielen eine Rolle, wie zum Beispiel für den ÖPNV oder zum Einkaufen.

Mit welchen Herausforderungen sind Sie bei Ihrer Tätigkeit konfrontiert?

Die Herausforderungen, die uns im Café Digital begegnen, sind vielfältig. Eine der größten ist
mit Sicherheit die Frage, wie wir der stetig wachsenden Zahl der Besucher:innen in der
Sprechstunde und ihren ganz individuellen Bedarfen gerecht werden können. Aus diesem
Grund sind wir dankbar für jeden Menschen, der sein Know-How, seine Zeit und sein
persönliches Engagement ehrenamtlich für unser Angebot einsetzt. Dabei spüren wir auch
immer wieder, dass das Café Digital am Ende nicht „bloß“ eine Sprechstunde für digitale
Fragen ist, sondern auch ein wichtiger Begegnungsort. Die Herausforderung unter diesem
Gesichtspunkt besteht unter anderem in der Frage, wo wir Grenzen setzen müssen, wenn es
zum Beispiel um den zeitlichen Rahmen für Einzelgespräche, um sensible Kontexte oder
persönliche Schicksale geht. Die Beratung von Menschen, nicht nur von Älteren, erfordert
Kommunikation auf Augenhöhe und immer auch ein wenig Fingerspitzengefühl. Manchmal
muss etwas um die Ecke gedacht oder sich selbst eingestanden werden, dass andere
Anlaufstellen für spezifische Fragen vielleicht besser geeignet wären. Den Blick zu weiten und
Hand in Hand mit anderen lokalen Akteurinnen und Akteuren zu arbeiten, ist deshalb auch eine Aufgabe, der wir uns gegenüber sehen. Teamwork makes the dream work!

Können Sie ein besonders positives Erlebnis oder einen Erfolg aus Ihrer Arbeit teilen?

Für uns ist es ein besonders positives Erlebnis, wenn Seniorinnen und Senioren regelmäßig in unser Café Digital kommen und uns berichten, wie sie in der Zwischenzeit mit dem Gelernten zurecht
gekommen sind und welche weiterführenden Fragen sich daraus vielleicht ergeben haben. Die
Lernkurven unserer Besucherinnen und Besucher zu beobachten und gemeinsam kleine Erfolge zu feiern, macht unsere Arbeit zu etwas sehr Schönem und Berührendem. Besonders freut es uns
natürlich, wenn die Seniorinnen und die Senioren uns beim nächsten Mal vielleicht mit Bekannten oder
Freunden besuchen, denen wir auch helfen dürfen, einen Einstieg in die digitale Welt zu
finden.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern?

Die Teilnehmerinnen und die Teilnehmer spiegeln uns in den Sprechstunden immer wieder, wie wertvoll unser Angebot für sie ist. Häufig schwingt dabei, neben Dankbarkeit, vor allem auch Erleichterung,
Begeisterung, Wissensdurst und Neugier mit. Natürlich können wir nicht immer allen Bedarfen
auf Anhieb gerecht werden. Gemeinsam auf Lösungssuche – manchmal auch über mehrere
Termine – zu gehen, dabei auch einfach mal zusammen zu lachen oder einen Plausch zu
halten, verbindet unsere Lotsinnen und Lotsen sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf besondere Weise.

Welche Tipps würden Sie anderen geben, die sich als Di@-Lotsin oder Di@-Lotse
engagieren möchten?

Kurz gesagt: einfach starten! Es braucht kein einhundertseitiges Konzept, keinen voll
ausgestatteten Schulungsraum oder Lotsinnen und Lotsen in Mannschaftsstärke. Wenn die Idee und
Motivation für ein Angebot im Raum steht, legt Termine fest, macht ein wenig Werbung und
lasst es auf euch zukommen. Schon kleine Initiativen können eine große Wirkung entfalten,
denn zu allererst geht es darum, offen und ansprechbar – einfach da – zu sein. Das Angebot
kann sich dann gemeinsam mit den Teilnehmenden und Mitstreiter:innen weiterentwickeln und
lebendig entfalten. Die Initiative „Digital im Alter“ bietet dafür genau den unterstützenden
Rahmen, aber auch die Freiheit, gemeinsam die digitale Teilhabe älterer Menschen im Alltag
zu stärken.

Weitere Infos zum Projekt Digital im Alter – Di@-Lotsen